Zeitreise in die nationalsozialistische Vergangenheit –
Zeitzeuge Schlomo Samson besucht das KKG
Am 03.11.2014 hatte unsere Schule, das Kurt-Körber-Gymnasium, Besuch von Schlomo Samson, einem Zeitzeugen aus der NS-Zeit. Auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. kommt er nach Hamburg und Lübeck, um vor allem den Schülern aus seiner Lebensgeschichte zu erzählen, so auch glücklicherweise in unsere Schule, denn dadurch haben wir eine einmalige Gelegenheit bekommen, Informationen über das Leben der deutschen Juden und der Judenverfolgung aus erster Hand zu bekommen. Der mittlerweile 91-jährige Mann jüdischen Glaubens ist 1923 in Leipzig geboren. Er ging dort auf die Carlebach-Oberschule für Juden und war Mitglied einer Gruppe des Makkabi Hazair, die sich nach der Machtübernahme Hitlers in 1933 auf den Zionismus ausrichtete und sich auf die Siedlung und Auswanderung nach Palästina vorbereitete. Nachdem er im Oktober 1938 aus Deutschland ausgewiesen wurde, ging er nach Holland, wurde dort jedoch von SS-Leuten gefunden. Während der Kriegszeit war er dann in verschiedenen Konzentrationslagern und sollte 1945 im KZ Bergen-Belsen mit einem von den Nazis so genannten Evakuierungszug nach Theresienstadt deportiert werden, aber der Zug wurde auf dem Weg von den russischen Soldaten befreit. So konnte er nach Holland zurückkehren und über Frankreich illegal in Palästina einwandern. Seitdem arbeitet und lebt er in der Gemeinschaft des Kibbuz Schluchhoth, das er eigenhändig mit anderen aufgebaut hat, in Israel.
In den zwei Stunden erzählte er dem 10. Jahrgang unserer Schule von seiner schönen Jugendzeit bevor die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernommen haben. Jedoch hätte es die nationale Bewegung damals noch nicht direkt auf die Juden abgesehen. Er fand es wichtig, dass wir verstehen, dass die Juden in Deutschland keineswegs ein schlechter Fleck in der Gesellschaft waren oder ausgeschlossen wurden. Sie waren sehr integriert und die ersten KZs wurden für politische Gegner, die sich gegen die Nazis stellten, errichtet.
Bevor es aber mit der Progromnacht am 9.November 1938 richtig gefährlich für die Juden und auch für S. Samson geworden wäre, wurde er der Schule verwiesen, weil er ein Theaterstück schrieb, das von einer jüdischen Geschichte mit einem schlechten General handelte und die Nazis es als eine Kritik gegen den NS-General Göring auffassten. Einige seiner Mitschüler mussten eine Geldstrafe bezahlen, aber er selbst verließ die Schule und folgte seinem Vater nach Holland.
Er erzählte auch davon, wie er in verschiedene Konzentrationslager transportiert wurde, nachdem eine holländische Schule von den Nationalsozialisten besetzt wurde und die SchülerInnen in das Lager Westerbork, das als Durchgangslager für die Deportation von Juden in andere Konzentrations- und Vernichtungslager diente. Die Menschen wurden in überfüllten Zügen transportiert, die eigentlich für Tiere dienten, und wurden manchmal sogar direkt im Zug getötet. Schlomo Samson hat dieses Grauen überlebt, da er 1945 auf dem Weg nach Theresienstadt von russischen Soldaten gerettet wurde.
Wir fanden es sehr beeindruckend, dass Schlomo Samson trotz seines harten Leben und der Taten der Nazis keinen Hass gegenüber Deutschland und selbst keine Rachegedanken gegenüber den Nazis zeigt. Es war anfangs noch schwer für ihn, wieder nach Deutschland zu kommen, aber er schaut nach vorn und schürt keinen Hass, für was man unserer Meinung nach sehr viel Kraft benötigt. Er hat über seine Vergangenheit sehr unmittelbar berichtet und mit vielen Details und auch auf unsere Fragen hat er ganz offen und direkt geantwortet, was wir sehr gut fanden.
Alles in allem waren es sehr gelungene und lehrreiche Stunden mit Schlomo Samson für uns, da wir das Thema Judenverfolgung und 2. Weltkrieg derzeit auch im Unterricht behandeln, und es war eine tolle Gelegenheit, einem Zeitzeugen der NS-Zeit Fragen zu stellen.
Ria Kaur, 10a